Ein Perspektivwechsel, der meine Arbeit (und meinen Körper) verändert hat.
Lange dachte ich, dass Pausen mich aufhalten.
Dass ich nur diszipliniert genug sein müsste, um acht Stunden am Stück konzentriert durchzuziehen – und dann wäre ich am Ende des Tages zufrieden mit mir.
Aber das Gegenteil war der Fall.
Ich war ausgelaugt, gereizt, hatte abends das Gefühl, kaum noch klar denken zu können. Und trotzdem wurde meine To-do-Liste nicht kürzer.
Es hat gedauert, bis ich verstanden habe: Es lag nicht an meiner Selbstdisziplin. Sondern an meinen Vorstellungen davon, wie produktives Arbeiten aussieht.
Die alte Geschichte: Durchziehen, ohne zu stoppen
Ich war stolz darauf, „dranzubleiben“.
Kaum aufgestanden, schon am Laptop. Keine Mittagspause, höchstens ein Snack nebenbei. Und wenn ich doch mal kurz innehielt, war da sofort dieses schlechte Gewissen: Ich müsste doch weitermachen.
Aber mit der Zeit wurde mein Blick enger.
Ich kam nicht mehr auf neue Ideen. Ich hakte nur noch ab. Und gleichzeitig war da diese leise Sehnsucht: nach Luft, nach Weite, nach Raum.
Der Moment, in dem es klick gemacht hat
Es war ein ganz gewöhnlicher Tag. Ich arbeitete an einer neuen Kursstruktur – und merkte, wie mein Kopf einfach dicht machte.
Ich starrte auf den Bildschirm, rückte Absätze hin und her, kam aber keinen Schritt weiter.
Also bin ich einfach raus.
Nur zehn Minuten, eine kleine Runde um den Block. Ohne Handy, ohne Podcast, nur mit mir. Und als ich wiederkam, war plötzlich alles klar.
Die Struktur floss wie von selbst. Der Knoten hatte sich gelöst.
Seitdem habe ich angefangen, Pausen bewusst einzuplanen – und sie nicht mehr als Schwäche zu sehen, sondern als Teil meines Rhythmus.
Was ich über Pausen gelernt habe
Der Kopf braucht Luft.
Wenn wir ununterbrochen an einer Aufgabe sitzen, verengt sich unser Blick.
Pausen – selbst nur fünf Minuten – schaffen Abstand. Danach sehen wir Dinge oft klarer und finden leichter Lösungen.
Der Körper sendet Signale.
Verspannungen, müde Augen, ein unruhiger Atem – das sind keine Störfaktoren, sondern Hinweise.
Ein kurzer Spaziergang, ein paar tiefe Atemzüge, ein Glas Wasser – manchmal ist es genau das, was wir brauchen, um wieder in unsere Kraft zu kommen.
Die Qualität gewinnt.
Ich arbeite heute in klaren Blöcken. Zwei Stunden fokussiert – dann 10–15 Minuten Pause.
Und ich merke: Ich bleibe wacher, denke kreativer, und am Ende des Tages bin ich nicht erschöpft, sondern zufrieden.
Mein neuer Maßstab: Klarheit statt Dauer
Produktivität ist für mich heute nicht mehr die Frage, wie lange ich am Schreibtisch sitze.
Sondern wie klar ich bin, während ich arbeite.
Wie sehr ich präsent bin, bei dem, was ich tue. Und wie gut ich dabei auf mich achte.
Denn Klarheit entsteht oft nicht in der To-do-Liste – sondern in den Pausen dazwischen.